Themen:  Klimawandel, Energiewende,  Netzausbau und Dürre

WIE WURDE ICH ZUM KLIMASCHÜTZER

Die ersten 35 Jahre meines Lebens spielte das Thema Klimawandel keine Rolle, man spürte auch noch nichts davon. Geld verdienen, Familie, großes Haus bauen, sich was leisten, das stand, wie bei den meisten, im Vordergrund, war Lebensziel.
Die "Wende" kam bei mir synchron mit der Wende.
Gleich nach der Wiedervereinigung Deutschlands, es war wohl Ende Januar 1990 musste ich drei Tage geschäftlich nach Dresden.
Als ich am späten Abend durch die Stadt lief stieg mir der unangenehme, faule Geruch in der ganzen Stadt in die Nase. Schwefelgeruch, überall. Die Verbrennung billiger Braunkohle im Ofen war damals noch normal.
Im Sommer musste ich ein paar Tage nach Bautzen. Ich hatte ein Zimmer in einem kleinen Ort 10km südöstlich von Bautzen. Auf dem Weg dorthin roch ich wieder den für mich unangenehmen Gestank von Schwefel, wie faule Eier. In einigen Kilometer Entfernung sah ich einen Aussichtturm. Da bin ich dann am Abend hin gejoggt. Auf dem Turm angekommen konnte ich das ganze Ausmaß der Luftverschmutzung deutlich erkennen.
- im Süden, die gewaltigen, dampfumhüllten Türme der Braunkohlekraftwerke auf der tschechischen Seite.
- im Osten, das Gleiche, hinter der polnischen Grenze
- im Norden, auch voller dampfender Kühltürme, soweit das Auge reicht weis-gelbe Wolken und dunkler Rauch (vermutlich die Kraftwerk Boxberg und Jänschwalde, ob man auch die "Schwarze Pumpe" sehen konnte kann ich heute nicht mehr sagen.

Ich stand lange da, konnte irgendwie nicht fassen was wir so machen mit diesem Planeten. Zurück bin ich langsam gegangen, joggen macht hier deine Lunge kaputt, dachte ich mir. Aber eines wurde mir klar, in dieser Stunde, ES MUSS SICH WAS ÄNDERN!

Von da an habe ich das Thema immer wieder mal angesprochen, bei Mitarbeitern, Kollegen, Freunden und Bekannten.
Nur wenige hat es interessiert, die meisten wollten gar nicht drüber nachdenken oder haben es als lösbare Aufgabe gesehen.
Es tat sich ja auch was, die Braunkohle Kraftwerke wurden erneuert, entschwefelt und „entstickt“.

Ich selbst konnte mich damit nicht zufriedengeben, ich wollte mehr wissen, in die Zukunft sehen. Mit einer kleinen Gruppe haben wir auch eigene Berechnungen zur Erderwärmung gemacht.
Was Svante Arrhenius vor 120 Jahren noch auf dem Papier berechnete konnten wir mit MatLab auf dem PC auch berechnen. Aber wir wussten den CO2 Ausstoß von 1990 und haben einen linearen Anstieg angesetzt.
Das Ergebnis war erschreckend. 5°C Temperaturanstieg bis 2050.
Den Meeresspiegelanstieg schätzten wir daraus abgeleitet auf etwa 10m.
Als wir dann die "Zusammenfassung der IPCC-Ergebnisse in der Presse lasen, mit Temperaturanstieg von etwa 1,2°C bis 2100 und einem Meeresspiegel-Anstieg von 30cm gaben wir unsere Berechnungen auf. Der Ansatz war wohl zu stark vereinfacht.
Leider waren die Pressemitteilungen stark verfälscht, aber damals, als es noch kein Internet gab, war der Zugriff auf IPCC-Dokumente nicht möglich. Heute sind die Dokumente von 1990 zu finden unter:

https://archive.ipcc.ch/publications_and_data/publications_ipcc_first_assessment_1990_wg1.shtml

Seit dieser Zeit gibt es alle 6 Jahre einen neuen IPCC-Bericht. Bei jedem Bericht kommen sie den Ergebnissen unserer einfachen Berechnung näher.

„Die Sonne schickt uns keine Rechnung“ von Franz Alt war längst ein Bestseller und ich besuchte seinen Vortrag in Altdorf. Aber seine Ziele waren mir nicht weit genug gesteckt.
Nach der Jahrtausendwende führte ich immer mal Gespräche mit einem Arbeitskollegen, der auch Stadtrat in Altdorf, war über das Thema Klimaentwicklung und Energiewende.
Mein Arbeitskollege gründete dann das „Energiestadt Altdorf Forum“.
Es sollte ein „Überparteiliches Gremium aus Stadträten aller Fraktionen“ sein, mit mir als „Experten“. Leider verstarb er an einer schweren Krankheit, und alles war wieder offen.

2008 gab ich meinen Job bei Alcatel-Lucent Technologies auf. Ich war der festen Überzeugung, jetzt muss es richtig zur Sache gehen, bei der Energiewende. Das wollte ich mit meiner ganzen Kraft vorantreiben.

Etwa 2010 ging es mit dem „Energiestadt Altdorf Forum“ unter neuer Leitung wieder los. Das „Energiestadt Altdorf Forum“ war nun eine offene Gruppe von interessierten Bürgern mit Beteiligung einiger Stadträte.
Große politische Wendungen konnten wir leider nicht herbeiführen.
Aber viele Beiträge und Veranstaltungen im Zusammenhang mit der „Woche der Sonne“ trugen sicher zur Aufklärung der Bevölkerung bei.
2014 wurde das Gremium dann komplett von den Trassengegnern okkupiert.
Als überzeugter Trassenbefürworter habe ich mich deshalb aus dem Forum ausgeklinkt.

In den folgenden 8 Jahren habe ich mich  zum Thema Klimawandel nicht mehr öffentlich geäußert. Ich habe trotzdem meinen Beitrag geleistet, aber eben nur das gemacht was ich selbst tun konnte.

Fortsetzung folgt!